WGP verleiht Otto-Kienzle-Gedenkmünze an Dr. Michael Riesener

13.10.2022
  Michael Riesener Urheberrecht: © Paul Schuell Geschäftsführender Oberingenieur Dr. Michael Riesener

In der Produktion in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren gleich mehrere Paradigmenwechsel vollzogen. Doch die Umsetzung in die Praxis dauert länger als es wünschenswert wäre. „Der Technologietransfer wird in Deutschland noch sehr zaghaft und aus meiner Sicht nicht umfassend genug angegangen“, mahnt auch Dr. Michael Riesener. Der Nachwuchswissenschaftler und geschäftsführende Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen sucht und findet Wege, Produktion und Produktentwicklung zusammen zu denken. Für seine wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolge bekam er am 13.10.2022 im Rahmen des Jahreskongresses der WGP (Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik) die renommierte Otto-Kienzle-Gedenkmünze verliehen.

„Riesener ist ein außergewöhnlicher Forscher, ein Vordenker, der Innovationen auch zur Umsetzung bringt“,

erläuterte sein Doktorvater, Prof. Günther Schuh vom WZL der RWTH Aachen in der Laudatio die Entscheidung.


Paradigmenwechsel in der Produktion schneller umsetzen

Dass er den Paradigmenwechsel in der Produktion nicht nur mitdenkt, sondern auch wesentlich vorantreibt, konnte Riesener schon mehrfach unter Beweis stellen. Als Gesamtprojektleiter von e.GO Mobile, dem Unternehmen seines Doktorvaters, war er maßgeblich daran beteiligt, den elektrischen Kleinwagen e.GO auf einer einzigen Plattform zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. In nur drei Jahren entstand so ein neuer Typus PKW, der aus Sicht der Produktion von vorneherein mit niedrigen Investitionen und einer digitalisierten Micro-Factory gedacht ist.

In seiner Habilitation ging der jetzige geschäftsführende Oberingenieur noch einen großen Schritt weiter. Schwerpunkt war die automatisierte Integration der Bereiche Produktentwicklung und Produktion bis hin zur Nutzung des Produkts. Auch das Thema Nachhaltigkeit rückte dabei in seinen Fokus: „Automatisierung gibt es in immer mehr Lebensbereichen und modernen Produkten. Sie muss auch in der Produktentstehung ankommen. Dabei dürfen wir sie allerdings nicht isoliert betrachten, sondern ganzheitlich, vom gesamten Lebenszyklus eines Produktes her, vom Design über die Produktion bis hin zu Wiederverwertung (Cradle to Cradle, von der Wiege bis zur Wiege)“.

Nicht nur in der Theorie spielt die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle für ihn, sondern auch in der Praxis – ökologisch, ökonomisch und sozial. Etwa als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Center for Circular Economy (CCE) der RWTH Aachen, das 2022 gegründet wurde. Eine Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Ziel ist nicht nur eine nachhaltige Produktion, sondern auch das Mitgestalten der politischen Rahmenbedingungen und die Einbindung der Gesellschaft.

Die WGP verleiht jährlich die Otto-Kienzle-Gedenkmünze an einen Nachwuchswissenschaftler für dessen hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Fertigungstechnik. Gewürdigt wird dabei neben der wissenschaftlichen Arbeit auch die Persönlichkeit der Preisträger. Die Otto-Kienzle-Gedenkmünze wird seit 1971 in Gedenken an Prof. Otto Kienzle (1893-1969) verliehen, einem bedeutenden Ingenieur, Fertigungsplaner und Hochschullehrer, der über 40 Jahre lang die Fertigungstechnik in Deutschland entscheidend mitgeprägt hat. Otto Kienzle war eine der herausragenden Persönlichkeiten der „Hochschulgruppe Fertigungstechnik“, die 1987 in die heutige Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) umbenannt wurde.

Die Gedenkmünze erhielten an der RWTH Aachen University bereits:

  • 2006-09-20 Frederik Zohm
  • 2003-10-14 Christian Brecher
  • 1998-10-29 Matthias Fauser
  • 1992-10-20 Georg Mauer
  • 1991-02-28 Günther Schuh
  • 1988-10-04 Hermann-Josef Stadtfeld
  • 1987-06-11 Peter Grund
  • 1984-06-07 Peter Steinke
  • 1980-05-28 Klaus Teipel
  • 1974-04-05 Egon Gieseke